Archäologische Funde in Schwaz Teil II

Der bronzezeitliche Kupferbergbau

Beatrix Nutz

Reicht im Bezirk Schwaz der Bergbau bis in die Mittelsteinzeit zurück, so wurde in der unmittelbaren Umgebung von Schwaz selbst bereits in der Bronzezeit (ca. 2400 bis 800 v. Chr.) das Kupfer unter Tage abgebaut.

Die Heidenzechen am Eiblschrofen

 

Im Südosten von Schwaz sticht die Felswand des Eiblschrofen mit den darunterliegenden großflächigen Halden ins Auge (Abb. 1). Bei genauerer Betrachtung fallen dunkle Löcher in der Wand auf. Dies sind die Stolleneingänge der sogenannten Heidenzechen. Die meist urgeschichtlichen, feuergesetzten Abbaue durchsetzen stockwerkartig die fast senkrechte Wand des Eiblschrofen. In fünfzehn der Stollen wurden Steinschlägel, Fäustel, Unterlagsplatten und Knochenwerkzeuge aus bronzezeitlichen Abbauphasen gefunden. In den Zechen weisen Feuerstellen, zahlreiche Keramikscherben und Essensreste (Knochen) darauf hin, dass die bronzezeitlichen Bergleute dort auch längere Zeit verbracht haben. Möglicherweise um nicht jeden Tag aufs Neue den beschwerlichen Aufstieg zu den Gruben bewältigen zu müssen. 1992 wurde im Revier Falkenstein am Oberrand des Eiblschrofen die durch Feuersetzung herausgearbeitete Geophonkaverne (Abb. 2) archäologisch untersucht. Funde von spätbronzezeitlichen Keramikbruchstücken sowie die Radiokarbon-Datierung von Holzkohleresten stellen die Betriebszeit der Kaverne in das 13./12. Jh. v. Chr. und in die Zeit um 932–762 v. Chr.

In den unter den Abbauen des Eiblschrofen gelegenen Abraumhalden finden sich ebenfalls gelegentlich Steingeräte die den urgeschichtlichen Kupferbergbau belegen.

 

Ein Verhüttungsplatz oberhalb der Ruine Rottenburg

Den Nachweis für die Verhüttung des im Schwazer Revier gefundenen Kupfererzes in urgeschichtlicher Zeit gelang Archäologen der Universität Innsbruck. Oberhalb der Burgruine Rottenburg im Revier Ringenwechsel konnten neben einigen Röstbetten auch eine >Ofenbatterie< mit Resten von vier Schmelzöfen ausgegraben werden (Abb. 3). Radiokarbonanalysen an Holzkohlefragmenten aus den vier Öfen datieren diese durchwegs in das 12./11. Jahrhundert v. Chr. (Ofen 1: 1207–1024 v. Chr. Ofen 2: 1213–1054 v. Chr.). Neben spätbronzezeitlicher, grober Gebrauchskeramik fanden sich auch Fragmente feiner Keramik, die teilweise mit eingeritzten Strichen und Inkrustation verziert sind. Bruchstücke von Gebläsetöpfen belegen den Einsatz von Blasebälgen.
In den Gehhorizonten konnten die für einen Verhüttungsplatz typischen unterschiedlichen Steingeräte (Reibplatten, Pochplatten, Klopf- und Pochsteine, ein fragmentierter Rillenschlägel) geborgen werden.

Urgeschichtliche Pingenfelder in den Revieren Ringenwechsel und Burgstall

In den Montanrevieren Ringenwechsel und Burgstall können immer wieder Spuren des urgeschichtlichen Kupferbergbaues entdeckt werden. So das Pingenfeld Obertroi (Revier Ringenwechsel, Teilrevier Rotenstein). Im Teilrevier Rotenstein, östlich vom Schlierbach bzw. Geistgraben, liegt im Bereich eines Forstweges ein relativ ausgedehntes Pingenfeld auf ca. 1250 m ü. M. Dort hatten bereits Rieser und Schrattenthaler etliche prähistorische Funde bergen können. Im Zuge einer Geländebegehung durch Archäologen der Universität Innsbruck im Sommer 2016 war es möglich, im Umfeld dieser Pingen weitere urgeschichtliche Rillenschlägel, Keramikfragmente und grüngefärbte Tierknochen aufzulesen.
Am Plateau des Blutskopfes (Montanrevier Burgstall) auf ca. 1300 m ü. M. sind deutlich Bergbauspuren (Pingen, Tagebaue, verbrochene Mundlöcher, Halden, etc.), teilweise mit Hinweisen auf Feuersetzen, erkennbar. Beim Stollenmundloch des Ivanuslaufes konnte Peter Gstrein erstmals einen prähistorischen Bergbau im Fahlerzrevier Schwaz-Brixlegg anhand hallstattzeitlicher Keramik nachweisen. Aus dem Schönbiegler Bau (Abb. 4) stammen sowohl urgeschichtliche Keramikfragmente als auch Keramik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit.

 

Zirka 70 Meter südwestlich vom Gut-Wetter-Bau (Abb. 5) wurde im Zuge einer Prospektion 2015 ein kleines Pingenfeld näher untersucht. Das Pingenfeld wurde mittels 14C-Analyse ins 10./9. Jhd. v. Chr. datiert. Im Bereich der Pingen konnten mehrere Keramikfragmente, Gezähe (Schlägel und Schlägelbruchstücke) sowie Tierknochen (Rippen zum Scheiden des Erzes) aufgelesen werden.

Auch am Weißen Schrofen im Revier Ringenwechsel finden sich mitten im Wald Pingen (Abb. 6) des urgeschichtlichen Bergbaus. Von hier stammen ebenfalls etliche Rillenschlägel (Abb. 7).

 

Links:
Ausflug in vorgeschichtliche Bergwerke
Forschungszentrum HiMAT (History of Mining Activities in Tyrol and adjacent areas – impact on environment and human societies)

Literatur:

Goldenberg – Rieser 2004
G. Goldenberg – B. Rieser, Die Fahlerzlagerstätten von Schwaz/Brixlegg (Nordtirol). Ein weiteres Zentrum urgeschichtlicher Kupferproduktion in den österreichischen Alpen. In: G. Weisgerber – G. Goldenberg (Hrsg.), Alpenkupfer – Rame delle Alpi. Anschnitt, Beiheft 17 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 122) (Bochum 2004), 37-52.

Gstrein 1981
P. Gstrein, Prähistorischer Bergbau am Burgstall bei Schwaz (Tirol), Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 61, 1981, 25–46.

Gstrein 2013
P. Gstrein, About prehistoric Mining in Tyrol. Vom prähistorischen Bergbau in Tirol, Berichte der Geologischen Bundesanstalt 101, 2013, 38–45.

Rieser – Schrattenthaler 1998-1999
B. Rieser – H. Schrattenthaler, Urgeschichtlicher Kupferbergbau im Raum Schwaz-Brixlegg, Tirol, Archaeologia Austriaca 82-83, 1998-1999, 135–179.

Rieser – Schrattenthaler 2002
B. Rieser – H. Schrattenthaler, Prähistorischer Bergbau im Raum Schwaz – Brixlegg. Urgeschichtliche Bergbauspuren, Werkzeugfunde, Experimente, Mineralien (Reith im Alpbachtal 2002).

Staudt u. a. 2016 (2018)
M. Staudt – G. Goldenberg – R. Lamprecht – B. Zerobin, Untersuchungen bei einem spätbronzezeitlichen Kupferverhüttungsplatz in Rotholz (Gem. Buch i. Tirol) – Grabung 2016, Fundberichte aus Österreich 55, 2016 (2018), D7034-D7042.

Staudt u. a. 2016 (2018)
M. Staudt – G. Goldenberg – C. Grutsch – M. Scherer-Windisch, Montanarchäologische Untersuchungen zum spätbronze- und früheisenzeitlichen Kupferbergbau im Tiroler Unterinntal – Prospektionen 2016, Fundberichte aus Österreich 55, 2016 (2018), D7090-D7105.

 

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